Solingen

Klingenstadt im Bergischen Land

Solingen: das neue Rathaus
Im gläsernen Eingang des neuen Solinger Rathauses an der Konrad-Adenauer-Straße spiegelt sich die gegenüber liegende Häuserzeile

Die Innenstadt von Solingen ist im Umbruch. Nachdem im Jahr 2000 die Clemens Galerien auf dem ehemaligen Mühlenhof, dem zentralen Platz im Stadtbezirk Mitte, errichtet wurden, wird derzeit (2012) auf dem Gelände des ehemaligen Karstadt-Kaufhauses und des Turmhotels das neue Shoppingcenter Hofgarten errichtet. Die alten Gebäude wurden Ende 2011 gesprengt. Eröffnung des Hofgarten war planmäßig im Oktober 2013. Beide Projekte sollen die City der Klingenstadt aufwerten, deren Fußgängerzone in die Jahre gekommen ist und nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht. Eine Folge dessen ist der Abfluss von Kaufkraft ins Umland. In der Innenstadt an der Konrad-Adenauer-Straße baut die Stadtverwaltung ein neues Rathaus. 2016 wird die Konrad-Adenauer-Straße, die Zufahrt zur City, umgebaut. Die Einfahrt in die City soll attraktiver werden. Unerwünschter Nebeneffekt: Die Zukunft der Clemens Galerien

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Sprengung
Das Turmhotel versinkt in einer riesigen Staubwolke.

Die Geschichte freilich geht nach der Eröffnung des Hofgarten weiter: 2015/16 müssen die Clemens Galerien neu ausgerichtet werden. Viele Händler haben in den Hofgarten gewechselt. Zum Weihnachtsgeschäft 2016 sollen die Galerien umgebaut und mit neuen Anbietern als Factory Outlet eröffnet werden. Doch Anfang 2017 ist dieser Plan vorerst gescheitert. Nachdem der Eigentümer die Galerien bis auf wenige Restaurants und Geschäft die Clemens Galerien „entmietet“ hat, verkauft er die Immobilie.

Neue Bahnhöfe in Mitte, Hbf in Ohligs

Solingen: Anschluss ans ICE-Netz
Der ICE3 läuft durch den neuen Solinger Hauptbahnhof, den ehemaligen Bahnhof Ohligs

Neu errichtet wurden in der Innenstadt mit dem Förderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, der Regionale 2006, zwei neue Eisenbahn-Haltepunkte an der Grünewalder Straße und an der Schützenstraße gebaut. Diese beiden ersetzen den ehemaligen Hauptbahnhof (Bilder), der von der Bahn nicht mehr genutzt wird. Neuer Hauptbahnhof ist der ehemalige Bahnhof Ohligs. Der liegt im Gegensatz zum ehemaligen Hauptbahnhof an einer Fernverkehrsstrecke der Bahn. Der Bahnhof Solingen Mitte wurde und wird nur von Regionalzügen angefahren, während Ohligs Anschluss zum Fernverkehr einschließlich dem ICE-Netz hat.

Solingen steht zum Obus

Solingen: Obus am Graf-Wilhelm-Platz
Der Obus nach Wuppertal-Vohwinkel läuft auf der Kölner Straße ein. Der Obus hält am östlichen Rand des Busbahnhofes. Die Obusse nach Burg und Höhscheid stoppen am westlichen Rand. In der Mitte, an der Sichel, halten die dieselgetriebenen Autobusse.

An den neuen Haltepunkten, hauptsächlich an der Schützenstraße, wird die Bahn mit den Buslinien der Klingenstadt verknüpft. Den Öffentlichen Personen-Nahverkehr auf der Straße wickelt Solingen in großen Teilen seit 1952 mit Oberleitungsbussen ab. Die Stadt hat das größte Obus-Liniennetz aller Verkehrsbetriebe, die in Deutschland elektrisch getriebene Trolleybusse einsetzen. Die Stadt Solingen hat mit den Obussen ihre bis dahin eingesetzten Straßenbahnen ersetzt, deren letzte Linie 1969 eingestellt wurde. Obusse sind außer in Solingen noch in Esslingen am Neckar und in Eberswalde im Einsatz.

Die höchste deutsche Eisenbahnbrücke

Solingen: die Hauptstraße
In der Solinger Fußgängerzone auf der oberen Hauptstraße laden diverse Straßencafés zum Verweilen ein.

Ab Hauptbahnhof fährt der „Müngstener“ in Richtung Solingen Mitte und weiter nach Remscheid und Wuppertal. Zwischen Solingen und Remscheid kreuzt der Nahverkehrszug das tief eingeschnittene Tal der Wupper über die Müngstener Brücke, mit 107 Metern über den Wasser des Flusses Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke. Unter der Brücke hat die Stadt Solingen mit Hilfe der Regionale 2006 den Müngstener Brückenpark eingerichtet, der als Ort der Ruhe mit Gastronomie, den geschützten Wupperbergen und einer deutschlandweit einmaligen Schwebefähre Erholungsuchende aus der ganzen Region anzieht.

Schloss Burg und seine Ritter

Solingen: Schloss Burg
Das Ende des 19. Jahrhunderts wieder erbaute Schloss Burg der bergischen Grafen in Solingen Oberburg. Links der Wehrturm, rechts der Batterieturm.

Von Müngsten aus führt ein Wanderweg Richtung Schloss Burg, dem ehemaligen Herrschaftszentrum des Bergischen Landes hoch oben auf dem Felsen in Oberburg. Die Wehranlagen des Schlosses der Grafen und Herzögevon Berg wurden 1648 im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Ab 1890 wurde Schloss Burg wieder aufgebaut. Es ist eine der größten wieder hergestellten Schlossanlagen in Deutschland, die jährlich rund 250.000 Besucher anzieht. Besondere Publikumsmagneten sind Mittelaltermärkte, Ritterspiele und andere Veranstaltung wie Kunstbasare und Ostermärkte. Schloss Burg ist Sitz der „Einzig wahren bergischen Ritterschaft“, der Georgs Ritter, die das Mittelalter wieder lebendig werden lassen.

Kotten – scharfe Messer dank Wasserkraft

Solingen: der Wipperkotten
Ein Wehr staut die Wupper am Solinger Wipperkotten.  Der Kotten ist von April bis Oktober jeden 1. und 3. Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet und nach Voranmeldung.

Die Wupper wurde einst „fleißigster Fluss Deutschlands“ genannt. Zahlreiche Kotten am Lauf des Gewässers nutzten die Kraft des Wassers zum Schleifen von Messern und Schwertern in Solingen, zum Hämmern in der Remscheider Werkzeugindustrie, oder das Wasser wurde in Elberfeld und Barmen zum Bleichen von Garnen und Tuchen verwendet.

Solingen entwickelte sich seit dem 14. Jahrhundert zu einem Zentrum der Klingenherstellung. Von hier aus gingen Messer, Schwerter und Säbel in viele Länder der Welt. Zwei Schleifkotten (Bilder) von einst insgesamt 109 im Stadtgebiet,

Solingen: Balkhauser Kotten
Das Wasserrad des Balkhauser Kottens hat einen Durchmesser von vier Metern. Das Wasser drückt von unten gegen 32 Schaufeln, jede 1,20 Meter breit. Je nach Wasserstand dreht sich das Rad etwa sechs Mal in der Minute. Früher kam das Rad zu Zeiten des alten Wehrs auf bis zu 18 Mal in der Minute und erreichte eine Leistung von etwa 30 PS.

davon 26 an der Wupper, sind in der Klingenstadt Solingen noch erhalten: der Wipperkotten und der Balkhauser Kotten. Die Wupper machte das Bergische Land dank ihrer Wasserkraft zu einer der bedeutendsten Industrieregionen auf deutschem Gebiet. Mit der hohen Anzahl der Kotten und ihren Wasserrädern wurde die Wasserkraft der Wupper komplett genutzt. Die Wupper war eigentlich kein Fluss mehr, sondern eine Aneinanderreihung von stehenden Seen, die über die Gräben der Wasserräder be- und entwässert wurden.

Tradition der Schleifer

Der Balkhauser Kotten ist heute ein Museum im Solinger Stadtteil Höhscheid, das von der Tradition der bergischen Schleifer erzählt und für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen genutzt wird. Betrieben wird das Haus vom Kuratorium Balkhauser Kotten, einem kleinen eingetragenen Verein.

Der 1605 erstmals urkundlich erwähnte Wipperkotten ist der einzige noch original erhaltene Doppelkotten der Wupper, und er wurde 1955 kurz vor seinem Abriss unter Denkmalschutz gestellt. Der wupperseitige Innenkotten liegt seit 1954 in Privatbesitz und dient als Wohnstätte, Atelier und Veranstaltungsraum. Der Außenkotten ist historische Arbeitsstätte, in der heute (2012) noch selbständige Schleifer arbeiten, die ihre Arbeit und den Kotten Besuchern gerne zeigen. Bei ausreichendem Wasserstand der Wupper arbeiten sie mit Wasserkraft.

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Solingen: Müngstener Brücke
Die Münstener Brücke. 2014 wird sie grundüberholt. Die roten Züge der Deutschen Bahn sind zu diesem Zeitpunkt Geschichte. Das private Verkersunternehmen Abellio bedient die Strecke.