Der Bagger frisst sich durchs Hallenbad Vogelsang





Nur noch Bagger und Schutt, wo einst Schwimmer ihre Bahnen zogen

Hallenbad VogelsangVielen Solingern schmerzt es in der Seele: Wo viele ihre ersten Schwimmstöße gemacht haben, wo sie jahrelang als Jugendliche mit der Klicke ihren Spaß hatten, oder sportlich ihre Bahnen zogen, wo Frühschwimmer vor dem Weg zur Arbeit oder Senioren sich für den Alltag fit gehalten haben, dort wütet in diesem Winter der Abrissbagger. Das Hallenbad Vogelsang stirbt zur Jahreswende 2017/18.

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Neubau für 9 Millionen Euro

Die Stadt plant an derselben Stelle einen Neubau, der nach derzeitigen Bekundungen aus dem Rathaus im Frühjahr 2019 eröffnet werden soll. Neun Millionen Euro kostet der Neubau voraussichtlich, und mehr darf es nicht sein. Dafür gibt es ein Bad in der Größenordnung des alten.




Für den Bau gibt es nicht aus organisatorischen Gründen einen engen Zeitplan oder etwa, weil man den Solingern möglichst rasch ein neues Bad zur Verfügung stellen will, sondern das neue Bad muss bis Ende 2018 fertig sein und abgerechnet werden, weil andernfalls eine Kreditermächtigung des Landes Nordrhein-Westfalen droht verloren zu gehen. Aufgrund der ihr verordneten Haushaltssanierung dürfte die Stadt Solingen eigentlich gar keinen Kredit für ein neues Bad aufnehmen. Aber aus eigenen Mitteln könnte sie das Bad schon mal gar nicht bezahlen. Daher gibt es von der Kommunalaufsicht eine Sondergenehmigung.

Sinnlose Befristung

Welchen Sinn die Befristung durch das Land hat, das allerdings wissen wohl nur die Beamten der Kommunalaufsicht des Landes. Denn was geschieht, falls der Bau nicht rechtzeitig fertig wird? Die Stadt ist dann gegenüber Baufirmen in der Pflicht, für geleistete Arbeit und geliefertes Material zu zahlen. Sie müssen bezahlt werden. Die Stadt darf aber ja keine Kredite aufnehmen. Also kann sie die Rechnungen nicht begleichen. Die Baufirma wird nicht weiterarbeiten, ohne Geld zu sehen. Das neue Bad ist dann eine unfertige Bauruine. Das kann ja nicht ernsthaft jemand wollen. Aber Beamte denken sich ja so manche Kuriosität aus.




Derweil dürfen die Solinger aber noch zuschauen, wie ihr geliebtes Hallenbad in eine Trümmerwüste verwandelt wird. Das einzige Bad seiner Art, das es in Solingen noch gibt; für Familien, Kindertagesstätten, Jugendliche und viele andere Menschen aller Altersstufen. Haushaltsmisere, bürokratische Vorschriften und Fehlentscheidungen haben zur Schließung der Hallenbäder in Ohligs und Solingen geführt.

Schließung später als geplant

Bleibt zu hoffen, dass mit dem Neubau alles gut geht. Der Start war ja schon mal nicht so toll. Zwar haben die Verantwortlichen immer wieder betont, das der Zeitplan „sehr eng“ oder „ehrgeizig“ sei. Aber dann haben sie es leider doch geschafft, schon zu Beginn Zeit zu verplempern. Ursprünglich sollte das Bad am 2. September 2017 schließen und anschließend sofort abgerissen werden. Dann wurde Tag der Schließung verschoben auf den 15. Oktober. Anderthalb Monate des engen Zeitfensters für Abriss und Neubau  wurden verschenkt. Wenn sich dies wiederholt, gibt es ein Problem.