Stadt-Sparkasse baut neue Zentrale





Politik grübelt, Sparkasse schafft Fakten

Ein Neubau der Stadt-Sparkasse am Neumarkt in Solingen Mitte, eine neue Geschäftsstelle für die Ohligser Kunden im ehemaligen Globus Kaufhaus an der Düsseldorfer Straße. Die Solinger Stadt-Sparkasse stellt sich für die Zukunft neu auf. Kennzeichen der Neuausrichtung: mehr Digital, weniger Geschäftsstellen, weniger Mitarbeiter. Dabei setzt die kommunale Bank auch Maßstäbe in der Stadtentwicklung. Während Verwaltungsleute und Politiker noch über der möglichen Zukunft des Zentrums grübeln, schafft das Geldinstitut Fakten.

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Das Geldinstitut reagiert mit dieser Strategie zum einen auf allgemeine Entwicklungen des Finanzsektors in den vergangenen Jahren. Zum einen erledigen immer mehr Menschen ihre Bankgeschäfte online und suchen immer seltener eine Filiale auf, zum anderen ist Deutschland im internationalen Maßstab mit Bankfilialen überversorgt, drittens hält die Digitalisierung in den Instituten Einzug. In der Folge sterben die Bankfilialen in den letzten Jahren immer schneller.




Zweigstellen sterben immer schneller

Allein 2016 wurden deutschlandweit über 2000 Zweigstellen geschlossen. Ende 2016 standen den Bankkunden noch 32.026 Zweigstellen zur Verfügung, nur noch etwa halb so viele wie zur Spitzenzeit 1997 mit über 63.000. Von den 2000 geschlossenen Zweigstellen entfiel auf die Sparkassen der Löwenanteil von mehr als 900. Im Jahr davor schlossen die Stadt- und Kreissparkassen dagegen lediglich 500 Zweigstellen. Die Entwicklung beschleunigt sich also dramatisch. Vor allem die Sparkassen sorgten bislang für die großzügige Ausstattung der Republik mit Bankgeschäftsstellen. Dies wird nun in schwierigen Zeiten fehlender Zinsgewinne zumindest teilweise korrigiert. Und am Zinsniveau wird sich nach jüngsten Verlautbarungen der Europäischen Zentralbank 2018 nichts wesentlich ändern.

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Anstelle der alten Geschäftshäuser wird sich demnächst die neue Sparkasse zum Neumarkt hin öffnen.

Die Bundesbank empfiehlt den Instituten, über eine Anpassung ihrer Geschäftsmodelle nachzudenken, ihr Filialnetz auszudünnen und nach weiteren Einsparungen zu suchen. Darauf beruft sich die Solinger Stadt-Sparkasse in den Anmerkungen zu ihrem Lagebericht 2016. Trotz Ausdünnung des Filialnetzes gelte weiterhin: Das Geschäftsmodell basiere auf dem „engen persönlichen Kontakt zu den Kunden“ und einer „umfassenden intensiven, individuellen und persönlichen Kundenansprache“. Dieses Festhalten am überkommenen Geschäftsmodell relativiert sich allerdings durch die Entwicklung der letzten Jahre und die eingeschlagene Strategie. Persönliche Ansprache und Beratung finden online und in SB-Centern nun einmal nicht im gleichen Maße statt wie im persönlichen Gespräch. Vor allem ältere Menschen kommen etwa mit Überweisungen an den Automaten im SB-Center nicht ohne weiteres klar. Der Vorteil liegt bei denen, die ihre Geschäfte zu Hause am PC oder auch unterwegs mit Tablet und Smartphone erledigen. Ganz so eng ist der Kontakt zum Kunden also nicht mehr.




Kunden kommen nicht mehr zur Bank

Die Geschäftsstellenstruktur stamme aus einer Zeit, als die Kunden „auch für Basisdienstleistungen regelmäßig die Filiale aufsuchten“. Dies sei heute nicht mehr der Fall. Daher werden Geschäftsstellen in Selbstbedienungsstandorte umgewandelt, das Personal wird abgezogen. In 2016 waren dies: Merscheid, Widdert, Mangenberg, Weyer und Fronhof. Zu 2017 wurden noch keine Zahlen vorgelegt. In Ohligs sollen demnächst mit Öffnung der neuen Geschäftsstelle im Globus-Haus am Markt die bisherigen Zweigstellen an der Wilhelmstraße und Grünstraße geschlossen werden. Wer Beratung will, muss zur Hauptstelle nach Solingen Mitte. Dort wurden die Öffnungszeiten ausgeweitet. Dieses Angebot gibt es nah beim Kunden nicht mehr.

Größte Investition dürfte die neue Hauptstelle am Neumarkt in Solingen Mitte sein. Der Neubau werde geplant, da Immobiliensubstanz und Technik der alten Zentrale aufwendig saniert werden müssten. Außerdem werden für die Beschäftigten nur noch rund zwei Drittel der bisherigen Fläche benötigt – trotz der Konzentration der bisherigen Geschäftsstellen Mühlenplatz und Fronhof in der neuen Zentrale. Die Zahl der Beschäftigten soll von heute rund 550 auf künftig 450 sinken. Entstehen soll der Neubau auf dem bisherigen Parkplatz der Sparkasse und anstelle der Häuser Am Neumarkt 13 – 17.

100 neue Mietwohnungen an Kölner Straße

Der Altbau Kölner Straße soll niedergelegt werden, und an seiner Stelle sollen circa 100 Mietwohnungen errichtet werden, welche die Sparkasse in ihrem Bestand halten will. 2018 soll ein Architektenwettbewerb stattfinden. Beide Neubauten, Wohnungen wie neue Sparkassen-Hauptstelle, würden eine „belebende Wirkung“ auf die Solinger Innenstadt haben. 2020 soll die neue Hauptstelle eröffnet werden.

Die neue Hauptstelle rückt dabei von der heutigen, im Randbereich der eigentlichen City gelegenen Position an der Kölner Straße an den belebten Neumarkt mit der Shopping Mall Hofgarten, zahlreichen Geschäften und Dienstleistern rund um den Platz sowie den zentralen Busbahnhof am Dreieck, von dem aus das kommunale Bankhaus dann zu Fuß über den Marktplatz zu erreichen ist.




Sparkasse und Lebensmittel im Globus-Haus

Globus
Im ehemaligen Globus-Haus soll neben der Sparkasse auch ein Lebensmittel-Anbieter einziehen.

In Ohligs plant die Stadt-Sparkasse nicht nur eine neue Geschäftsstelle, sondern will diese auch mit einem Lebensmittelanbieter beziehungsweise einem Supermarkt kombinieren – gemäß der Erfahrung, dass viele Kunden ihren Gang zur Bank gerne mit Einkäufen verbinden.

Städtebaulich wird mit den beiden Projekten in Mitte und Ohligs Wohnen in der Innenstadt gestärkt. Angesichts der Schwäche des innerstädtischen Handels, sichtbar durch zahlreiche leerstehende Ladenlokale, vor allem in den Clemens Galerien und an der unteren Hauptstraße, wird die Überlegung in den Amtsstuben des Rathauses bereits seit geraumer Zeit angestellt. Man sucht nach neuen Konzepten für die Innenstadt. Eine Perspektive heißt: Weniger Geschäfte, mehr Wohnen.

300 Wohnungen anstelle des O-Quartiers

O-Quartier
Die Ruinen der Firma Olbo sollen 300 neuen Wohnungen weichen. Das Einkaufszentrum O-Quartier kommt nicht mehr.

In Ohligs ist das Projekt gescheitert, mit dem O-Quartier auf dem ehemaligen Olbo-Gelände ein großes Einkaufszentrum zu errichten. Für das Projekt der Sparkasse sollen sich bereits mehrere Lebensmittelanbieter interessieren. Auf dem Olbo-Gelände sollen jetzt anstelle eines Einkaufszentrums „O-Quartier“ Wohnungen entstehen. Der neue deutsch-niederländische Investor Kondor Wessels will für rund 80 Millionen Euro mehr als 300 Wohnungen errichten. Auch hier also Wohnen statt Einkaufen.

In Mitte wollen die Verantwortlichen das bestehende Gebäude abreißen und Wohnungen bauen. Sie ersparen sich damit die Mühe, die ehemalige Geschäftsstelle zu vermarkten – einen Käufer oder einen Mieter zu finden. Bundesweit finden Banken oft nur schwer Nachnutzer für ihre sehr speziellen Immoblien, zumal wenn im Tiefgeschoss massive Tresore liegen. So werden Geschäfts- durch Wohnräume ersetzt.




Sparkasse stützt Stadt und Bürgerschaft

Die Stadt-Sparkasse Solingen versteht sich gemäß Sparkassengesetz des Landes Nordrhein-Westfalen als Universalkreditinstitut für Privatkunden sowie kleine und mittelgroße Unternehmen aus Solingen und Umgebung. Ziel ist die Stärkung des Wettbewerbs im Kreditgewerbe, wobei die Gewinnerzielung nicht der Hauptzweck des Geschäfts ist. Vom Jahresüberschuss 2016 in Höhe von rund vier Millionen Euro gingen 2,4 Millionen Euro in die Sicherheitsrücklage. Die Stadt Solingen als Träger der Sparkasse erhielt 1,2 Millionen. 400.000 Euro wurden für gemeinnützige Zwecke in Solingen zur Verfügung gestellt. Die Stadt-Sparkasse fördert damit bürgerschaftliches Engagement und leistet einen wichtigen Beitrag für ehrenamtliches Engagement in Solingen.