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Verkaufsoffene Sonntage 2017 in Solingen

In diesem Jahr wird es in Solingen wieder verkaufsoffene Sonntage geben. Im Rathaus einigten sich Vertreter der Gewerkschaft Verdi, der Fachverbände und der Kirchen am Runden Tisch, zu dem der zuständige Beigeordnete Jan Welzel eingeladen hatte. Insgesamt acht Sonntagsöffnungen wird es demnach im Jahr 2017 geben in Ohligs, Höhscheid und Solingen-Mitte. Der Stadtrat hat dem Plan auf seiner Februar-Sitzung zugestimmt.

Geöffnet wurde im März zum Büchermarkt in Ohligs zum Tag des offenen Stadtteils in Höhscheid. Am 13. August dürfen die Geschäfte zu „Echt.Scharf.Solingen“ in der Stadtmitte öffnen. Außerdem soll es in der City, in Ohligs und in Wald am zweiten Advent ein Adventsshopping geben.

clemens galerien
Die Clemens Galerien in vergangenen, besseren Tagen.

In die Röhre schauen die Händler dagegen beim Brückenfest. Weder in Ohligs noch in der Solinger Innenstadt dürfen die Geschäfte öffnen. Die Festlegung von Terminen hatte sich als rechtlich schwieriger als zuvor erwiesen. Eine neue Regelung sieht vor, dass eine Veranstaltung, die Anlass für die Sonntagsöffnung der Geschäfte ist, mehr Besucher anziehen soll als die zum Verkauf geöffneten Geschäfte. Dies muss vorab nachgewiesen werden.

Wir müssen einerseits für unsere Innenstädte nach neuen Wegen suchen, um sie am Leben zu halten. Auf der anderen Seite müssen die Bedürfnisse der Angestellten berücksichtigt werden, die ein Recht auf ein Familienleben haben und auf einen Tag, den sie gemeinsam erleben und an dem sie zusammen etwas unternehmen können. In vielen Familien arbeiten beide Elternteile. Wochenendarbeit, Schichtarbeit – die Flexibilität der Arbeitszeit macht familiäre Gemeinsamkeit schwierig. Die Kirchen kämpfen um den freien Sonntag, für ihre Mitglieder und ihren Glauben.

Entenpfuhl
Der „Pol“ Entenpfuhl – hier funktioniert die Innenstadt nicht mehr.

Zwar darf man von verkaufsoffenen Sonntagen auch nicht zu viel für unsere Innenstädte erwarten. Dies sind punktuelle Aktionen, die allein das Ausbluten der Geschäftszentren nicht verhindern können. Sie können allenfalls ein Baustein sein. Allerdings ein wichtiger: Denn bei Amazon und Co. können die Kunden uneingeschränkt shoppen – 24 Stunden täglich und an sieben Tagen in der Woche. Durch den Internethandel wird aus den Innenstädten Kaufkraft abgezogen. Dem müssen die ansässigen Händler etwas entgegensetzen. Das angenehme Privileg der Beschäftigten auf einen freien Sonntag entspricht nicht mehr der veränderten Realität. Zudem: In vielen anderen Berufen, so bei Polizei, Feuerwehr, im Gesundheitswesen und bei den Medien, Kraftwerken und anderen mehr, sind Dienste an sieben Tagen in der Woche unabdingbar. Warum sollen Beschäftigte im Einzelhandel eine Sonderrolle zugestanden bekommen?

Die Stadtverwaltung denkt inzwischen darüber nach, die Innenstadt umzustrukturieren – weniger Handel, mehr Wohnen und mehr Dienstleistungen, heißt die Devise. Dahinter steht offensichtlich die Ahnung, dass unsere hergebrachten Innenstädte, in denen Geschäfte dominieren, der Vergangenheit angehören.

Ein Sachstandsbericht, den die Verwaltung dem Stadtrat zur Februar-Sitzung vorlegte,  macht Ratlosigkeit und Aktionismus deutlich. Mit dem Gesamtprogramm City 2013 seien Maßnahmen auf den Weg gebracht worden unter der Prämisse der drei „starken und funktionierenden“ Pole Hofgarten, Clemens Galerien und Entenpfuhl. Was am Entenpfuhl funktioniert beziehungsweise stark sein soll, bleibt ein Geheimnis der Autoren. Auch für die Zukunft wird hier keine Perspektive sichtbar. Der „Ankerpunkt“ Clemens Galerien führt derzeit ebenfalls ein Schattendasein – wenngleich hier im Gegensatz zum Entenpfuhl wenigstens eine Perspektive vorstellbar ist.