Hallenbad Vogelsang

Hallenbad Vogelsang für Familien, Schulen und Vereine

Das neue Bad soll Ende 2018 stehen

Bis 21. März 2017 können sich Baufirmen um das Projekt Hallenbad Vogelsang bewerben. Dies teilte Architekt Simon Wenger von der Firma WSP Deutschland AG im Sportausschuss des Solinger Stadtrates mit. Dem Würzburger Unternehmen wurde von der städtischen Bädergesellschaft die Projektsteuerung für das Bauvorhaben übertragen.

Das Hallenbad Vogelsang ist das letzte von ehemals drei Hallenbädern in in Solingen, die Familien, Schulen und Kindergärten zur Verfügung stehen beziehungsweise standen (geschlossen wurden Birker-Bad und Ohligs). Solingen steht mit diesem Abbau nicht alleine da. Viele Kommunen haben sich angesichts finanzieller Engpässe in den vergangenen Jahrzehnten von Frei- und Hallenbädern verabschiedet.

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Das Hallenbad Vogelsang ist in die Jahre gekommen

Bis Juni oder Juli soll entschieden sein, wer das neue Bad baut. Das Hallenbad Vogelsang soll bis Ende 2018 durch einen Neubau ersetzt werden. Die Zeit drängt: Drei Monate soll der Abriss des alten Bades dauern, für den eigentlichen Neubau sind 15 Monate angesetzt. Das Projekt muss noch europaweit ausgeschrieben werden und bis Ende 2018 fertig sein. Architekt Wenger bezeichnete diese Planung als „ambitioniert und sportlich“.

Bei DLRG-Gründung: 5000 Tote pro Jahr

Wie dringend der Neubau des veralteten Bades ist, zeigen vor allem die bundesweiten Zahlen der Badeunfälle. Bei Gründung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Jahr 1913 ertranken im Deutschen Kaiserreich jedes Jahr etwa 5000 Menschen. Nur drei Prozent der damals 61 Millionen Einwohner konnten überhaupt schwimmen, so die Schwimmerin Franziska van Almsick.

Strand
Nicht die bewachten Strände etwa an Nord- und Ostsee wie hier in Dornumersiel sind das Problem, sondern Baggerseen und andere unbewachte Badeplätze

Dies hat sich deutlich geändert Dank der engagierten Arbeit der Lebensretter, dank der Anlage von Schwimmbädern vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dank der Ausbildung. Doch auch heute ertrinken bei 82 Millionen Einwohnern jährlich immer noch über 400 Menschen – Tendenz leider steigend. 2015 zählte die DLRG 488 tödliche Badeunfälle und damit die höchste Zahl seit neun Jahren. Das waren ein Viertel mehr als im Vorjahr. In Nordrhein-Westfalen starben im vergangenen Jahr 2016 mit 76 Menschen so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Deutschlandweit waren es 537 Tote, so die DLRG (Rheinische Post vom 17.3.2017).

Der Sprecher der DLRG, Achim Wiese, macht für diese besorgniserregende Entwicklung mehrere Gründe aus: Viele Kommunen schließen aus finanziellen Gründen ihre Bäder. Wenn überhaupt neue gebaut werden, dann Spaßbäder mit Rutschen anstelle von Becken, in denen Lehrer vernünftig Schwimmunterricht erteilen können.

Hallenbad: Lehrbecken statt Spaßrutsche

Von einst vier Hallenbädern sind in Solingen nur noch zwei übrig geblieben: das Sportbad Klingenhalle und das Hallenbad Vogelsang. Die Hallenbäder Ohligs und Birkerstraße wurden geschlossen.

Die Stadt Solingen entspricht mit den Plänen für Vogelsang der Forderung der Lebensretter: Ein Bad für Vereine, Schulen und öffentliches Schwimmen soll entstehen. Das behindertengerechte, barrierefreie Familienbad soll ein 25-Meter-Becken mit fünf Bahnen bekommen, ein Therapiebecken, ein Lehrschwimmbecken und ein Planschbecken für Kleinkinder. Man hat der Versuchung widerstanden, ein weiteres, teures Spaßbad neben den in Nachbarstädten bereits bestehenden zu errichten.

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Das neue Hallenbad soll am bisherigen Standort entstehen

Ein zweiter Trend: Immer weniger Schwimmunterricht wird erteilt. In Solingen wird dagegen noch Schulschwimmen angeboten, sogar Kindertagesstätten gehen zur Wassergewöhnung ins Hallenbad Vogelsang. Dafür wird das Bad dringend gebraucht. Während der Bauphase sollen Schul- und Vereinsschwimmen ins Klingenbad verlegt werden. Bleibt zu wünschen, dass es zu möglichst wenigen Einschränkungen kommt. Und dass Schulen und Kindergärten auch künftig regelmäßig Schwimmkurse anbieten.

Flüchtlinge unter den Opfern

Klingenbad
Sportbad Klingenhalle in Solingen: Während der Bauzeit am Vogelsang findet hier Schul- und Vereinsschwimmen statt.

Drittens schließlich kommt als Grund zu dem Negativtrend hinzu, dass viele Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, in ihrer Heimat nicht schwimmen gelernt haben – weil dies dort nicht Standard ist. Unter den Toten 2015 waren 27 Flüchtlinge. Hier reagiert die DLRG: Die Baderegeln wurden in über 25 Sprachen übersetzt. Das hilft natürlich hauptsächlich in Freibädern und bewachten Stränden.

Unfallträchtig sind nicht die von der DLRG bewachten Badestrände an Nord- oder Ostsee, auch nicht die mit Fachpersonal ausgestatteten Frei- und Hallenbäder. 387 Menchen kamen in unbewachten Gewässern ums Leben, in Flüssen, Bächen, Seen und Teichen, elf in öffentlichen Schwimmbädern, privaten Pools oder Gartenteichen.

Gefährliche Baggerseen

Tödliche Gefahr droht vor allem an Baggerseen, von denen es im Rheinland viele gibt. In ihnen fällt der Grund schon wenige Meter vom Ufer entfernt steil ab, so dass Nichtschwimmer unverhofft ins Bodenlose fallen, wenn sie sich nur einen Schritt zu weit vorwagen. Aber auch Schwimmer können in Baggerseen unverhofft in tödliche Gefahr geraten, wenn sie abrutschen und schlagartig in die tiefere, sehr kalte Wasserschicht stürzen. Freibäder bieten im Sommer eine sichere Alternative zu den Baggerseen.

Drei Freibäder geschlossen

Freibad Aufderhöhe
Das ehemalige Freibad Aufderhöhe im Josefstal: Die Sprungtürme stehen noch als Erinnerung an bessere Zeiten, die Becken sind zugeschüttet.

Hier wurde allerdings auch in Solingen kräftig der Rotstift angesetzt: Die vereinseigenen Freibäder Schellbergtal, Aufderhöhe und Tränke wurden geschlossen. Übrig sind Ittertal und Heidebad, wobei das Heidebad aus Naturschutzgründen immer wieder von Schließung bedroht ist. Weitere Abstriche müssen unterbleiben. Zweitrangig ist dabei, ob das Heidebad in seiner heutigen Form weitergeführt wird oder als Naturfreibad, wofür sich etwa die nahe Kreisstadt Mettmann entschieden hat.

Besonderes Augenmerk richten die Retter auf Kinder bis 15 Jahre, so DLRG-Präsident Hans-Hubert Hatje. Er appelliert an Eltern und Aufsichtspersonen, Kinder beim Baden in keinem Fall aus den Augen zu lassen. Für die Kleinsten kann schon ein flacher Gartenteich zur tödlichen Falle werden. Geraten Kleinkinder mit Mund und Nase unter Wasser, heben sie nicht den Kopf und strampeln auch nicht. Sie ertrinken still.

Schulen müssen Schwimmen lehren

Heidebad
Das Heidebad verabschiedet sich bis zur nächsten Saison – oft mit Bangen, ob überhaupt noch einmal geöffnet wird.

Von den Schulen wünscht sich Hatje konsequenten Schwimmunterricht. Die Kommunen fordert er auf, Bäder zu erhalten und vor allem den Grundschulen den Zugang zu den Bädern zu ermöglichen. Im städtischen Haushalt Solingens sind für den Vogelsang-Neubau jetzt neun Millionen Euro vorgesehen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat durch die Düsseldorfer Bezirksregierung eine bis 31. Dezember 2018 befristete Kreditermächtigung erteilt. Sie macht den Bau trotz der knappen Haushaltslage der Stadt möglich.