Entspannt radeln auf ehemaligen Eisenbahnstrecken
Das Bergische ist Radfahrerland. Früher waren die kurvenreichen und bergigen Landstraßen vom Städtedreieck Solingen, Wuppertal und Remscheid nach Dhünn und Altenberg bis hin zu Sieg und Agger die Domäne unserer niederländischen Nachbarn. Während wir Einheimische uns mühsam die Anstiege hinauf pusteten, wurden wir nicht selten von ganzen Radlerclubs von der Küste überholt. Die Sportler vom platten Land trainieren in unserem Mittelgebirge. Und von denen hatte jeder einzelne auch noch genug Luft, im Vorbeifahren etwa auf dem Weg von Altenberg nach Blecher uns ein fröhliches „Goedemorgen“ zu wünschen. Das hat sich gründlich geändert.
Zu Jahresbeginn 2017 werben die drei Bergischen Großstädte gemeinsam auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin um Tages- und Wochenendtouristen, die zu ausgedehnten und erholsamen Radtouren anreisen und vielleicht auch die Kultur des Landes erleben möchten. Und sie hatten damit Erfolg, berichtet Holger Piwowar, Geschäftsführer des Vereins Bergisches Land Tourismus Marketing. Nicht nur hatten die Berger einen guten Standort auf der Messe, an dem alle Besucher von einer Halle zur Nächsten vorbei mussten. Die Region konnte auch mit Fahrradwegen auf ehemaligen Bahntrassen punkten wie der Solinger Korkenzieherbahn und der Wuppertaler Nordbahntrasse. Die haben den Vorteil nur geringer Steigungen in der Regel im Promille-Bereich.
Korkenzieherbahn und Nordbahntrasse
Dies zeigt nicht nur, dass die neu entstandenen Radtrassen auf Nachfrage treffen und dass deren Ausbau eine gute Investition ist. Deutlich wird auch, was bergische Gemeinsamkeit vermag. Sowohl der Bau der Radwege als auch deren Vermarktung erfordern gemeinsame Anstrengungen, weil einzelne Städte und Kreise damit überfordert sind. Die Bergische Region muss sich als solche mit all ihren Vorzügen als Einheit präsentieren.
Kunst und Industriekultur an den Strecken
Pauschalangebote für Radtouristen mit Übernachtung trafen auf vielfaches Interesse bei Fach- und Privatbesuchern. Hinzu kamen auf der Messe Angebote zum Wandern und der Industriekultur. Hier hat das Bergische Land einiges zu bieten: Wipperkotten und Balkhauser Kotten in Solingen etwa sowie die Gesenkschmiede Hendrichs, in Wuppertal das Engels-Haus und die Schwebebahn, in Remscheid das Röntgenmuseum, in Ratingen die Textilfabrik Cromford, in Engelskirchen das Kraftwerk Ermen & Engels (vormals Baumwollspinnerei Ermen & Engels) und viele andere mehr.
Die neuen Radwege bringen die bergischen und niederbergischen Städte für Radler einander näher.
Von Essen bis Olpe
Im Niederbergischen gibt es den Panoramaradweg Niederbergbahn, der den Ruhrtalradweg in Essen-Kettwig mit der Solinger Korkenzieherbahn verbindet. Insgesamt umfasst das Panoramaradwegenetz von Essen bis Olpe im Sauerland etwa 300 Kilometer. Derzeit beschildert der Verein Neue Ufer Wuppertal den neuen bergischen Wupperradweg. Der reicht von Schwelm bis nach Solingen.
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC im Bergischen Land plant dazu ein Highlight: An einem Wochenende soll die Landstraße 74 zwischen Solingen und Wuppertal für Autos, Lkw und Motorräder gesperrt und für Fahrradfahrer reserviert werden. Der ADFC-Vorsitzende Solingen / Wuppertal, Klaus Lang, hat beim zuständigen Landesbetrieb Straßen.NRW für 2018 einen entsprechenden Antrag gestellt. Als Termin wird ein Wochenende im Juli während der Sommerferien ins Auge gefasst.
Wirtschaftsfaktor Tourimus ausbauen
Das Bergische Land ist auf einem vielversprechenden Weg, sich im Tourismus neu zu positionieren. Damit dies funktioniert, müssen freilich die Gastronomen und Hoteliers ihrerseits Anstrengungen zum Ausbau ihres Angebots unternehmen.