Gaudi auf der Wupper

Auf die Idee kann man nur beim Bier in geselliger Runde kommen: Mit dem Floß von Solingen bis nach Opladen die Wupper hinunter fahren. 27 Jahre lang luden die Veranstalter aus Leverkusen zu der Gaudi der Floßfahrt am zweiten Sonntag im September ein, und viele hundert Flößer kamen. Unter den Augen vieler Zuschauer – vor allem am Wipperkotten, wo die Bezwinger des Flusses das Wehr des Kottens überwinden mussten – ging es den bergischen Fluss hinab. Auf Fässern, Tonnen, Tanks, Colaflaschen und sonstigen Schwimmern hielten sich die skurrilen, in wochenlanger Arbeit gebastelten Gefährte auf der Wasseroberfläche (hin und wieder auch nicht und sie soffen ab), während auf ihnen zur Partymusik das Bier in Strömen floss.
Naturschutz bringt das Aus

2012 fand die Flossfahrt dann nicht mehr statt: Das europäische Umweltrecht der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat; in Solingen umfasst der EU-Naturschutz die Ohligser Heide, die Wupper von Solingen stromabwärts bis Leverkusen und die Teufelsklippen in den Wupperhängen) setzte der Veranstaltung Grenzen. Hinzu kamen schärfere behördliche Auflagen nach der Katastrophe der Duisburger Loveparade. Diese Einschränkungen wogen so schwer, dass die Leverkusener Veranstalter sich nicht in der Lage sahen, diese zu erfüllen und sie sagten die bereits angekündigte Flossfahrt ab.
Petitionsausschuss winkt ab

Selbst der Petitionsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags, den die Veranstalter zur Rettung der Flossfahrt zu Hilfe riefen gegen die kommunalen Behörden, brachte keine für die Leverkusener zufriedenstellende Lösung. Die Strecke sollte mit Einstieg in die Wupper in Leichlingen statt wie bisher in Solingen Wupperhof deutlich verkürzt werden. Damit hätte es den für Zuschauer attraktiven Übergang über das Wehr am Wupperhof aller Voraussicht nach nicht mehr gegeben. Alkohol und Musik sollten absolut verboten werden.
Der Fluss ist belastet

Die Biologische Station Mittlere Wupper kommt in einem Gutachten, das der Rheinisch-Bergische Kreis in Auftrag gegeben hat, zu dem Schluss, dass der Fluss starken Belastungen ausgesetzt ist. Autor ist der Solinger Dr. Jan Boomers. Lebensräume, einzelne Standorte und Unterwasservegetation seien sichtbar geschädigt. Einzelne Fisch und Vogelarten seien nachhaltigen Störungen ausgesetzt. Die Wupper ist demnach kein Platz für Massenveranstaltungen, Bier und Party. Die Naturschützer setzen darauf, die Nutzung der Wupper auch durch Kanuten stärker zu reglementieren und einzuschränken.
